24/01: Strom-Versorgungssicherheit im Winter
Im Winter 2022/23 drohte eine Strommangellage und weckte Ängste vor einem Blackout. Der Ukrainekrieg zeigte, wie stark wir von importierter Energie (Öl, Strom) abhängig sind. Diesen Winter ist die Versorgung dank vollen Gasspeichern in Deutschland gesichert, aber der Strompreis hat sich erhöht. Was aber ist in Zukunft zu erwarten, wenn mit Wärmepumpen elektrisch geheizt und alle Fahrzeuge mit Strom betrieben werden, und wenn die die vier Kernkraftwerke in der Schweiz ausgeschaltet sind?
Mit dem Klimaschutzgesetz haben wir den Ausstieg aus der fossilen Energie bis 2050 beschlossen. Wie die Stromversorgung auch im Winter gesichert werden kann, hat uns Regierungsrat Martin Neukom in seinem Video* dargestellt:
Trotz effizienter Stromnutzung und Einsparungen bei Stromverschwendung wird der jährliche Strombedarf von heute 62.7TWh auf 86.2TWh ansteigen. Eingerechnet sind dabei 14.4TWh für Elektrofahrzeuge und 9 TWh für Wärmepumpenheizungen.
Mit dem Wegfall des Atomstroms von 22.8 TWh ist eine Stromversorgungslücke von ca. 45 TWh zu decken. Regierungsrat Neukom* zeigt einen Weg, wie diese Lücke mit erneuerbaren Energien ohne Stromimporte geschlossen werden kann.
Das grösste Energiepotential hat der Ausbau von Fotovoltaikanlagen auf Dächern (40TWh) und an Fassaden (7 TWh). Diesen Ausbau hat das Parlament im September im Mantelerlass beschlossen (Gesetze für eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien). Ausserdem fördert der Mantelerlass die Energieeffizienz und senkt den fossilen Energieanteil bei Gebäuden. Dennoch bleibt in den Wintermonaten wegen einem geringen Fotovoltaikertrag eine Deckungslücke von ca. 20 TWh.
Folgende Massnahmen sichern die ganzjährige Stromversorgung ohne Importe (siehe dazu die Grafik):
Der Ersatz aller Elektroheizungen und -boiler spart 3.6 TWh, der Ausbau der Wasserkraft mit den 15 Projekten gemäss rundem Tisch produziert 2 TWh Winterstrom, die Geothermie (gemäss Axpo 2 TWh), Windkraft (9 TWh mit hohem Anteil im Winter) und Alpine Solaranlagen (10 TWh mit hohem Winteranteil) leisten ihren Beitrag.
Die grossen Stromüberschüsse aus den Solardächern im Sommer können über einen chemischen Langzeitspeicher wie Methanol oder Methangas in den Winter verschoben werden. So könnten aus 11TWh Sommerstrom ca. 3 TWh Winterstrom entstehen.
Die Energiewende ist wirtschaftlich vorteilhaft. Aber es sind Veränderungen verbunden, die politisch auszuhandeln sind. Um das Ziel zu erreichen, müssen wir alle Potentiale nutzen, vor allem auch jene, die wie die Windenergie im Winter Strom liefern. Was an erneuerbarem Strom im Inland nicht produziert wird, muss durch Stromimporte abgedeckt werden. Importe wie bisher von bis 4 TWh wären sicher erträglich. Aber es ist allen klar: es braucht rasch eine stark gesteigerte erneuerbare Stromproduktion.
Die Umstellung auf ein erneuerbares Energiesystem kostet Investitionen und dient dem Klimaschutz, wobei die Pläne zum Autobahn- und Pistenausbau oder neue Gaskraftwerke in die falsche Richtung gehen.
Alfred Weidmann, Uhwiesen
*martin-neukom.ch/blog/versorgungssicherheit-im-winter