23/10: Klimaschutz mit Energiesicherheit

Haben Sie den Rekordsommer genossen? Und haben sie gelesen, welche Schäden die Klimarekorde in der Welt verursachen? Haben Sie eine gute Obsternte erlebt oder war es bitter zu sehen, wie die Äpfel vom Baum fielen? Erlebten Sie Waldbrände oder Hitzewellen in den Ferien? Dies und vieles mehr sind die Erlebnisse und Sorgen der Menschen weltweit und unserer Bauern, die Lebensmittel produzieren.

Ende Jahr fragen sich Landwirte: «Was soll ich nächstes Jahr einsäen?» Wird es trocken-heiss oder nass-kühl oder alles hintereinander? Wetterextreme werden Normalität, nur unsere Agrarpflanzen sind auf mitteleuropäische Sommer gezüchtet. Extremwetter lässt sich mit humusreichen Böden besser überstehen. Gesunder Boden ohne intensive Landwirtschaft bringt weniger Sorgen, obschon auch die Bio-Landwirtschaft bei Extremwetter gefordert ist.
Woher nehmen wir die Nahrungsmittel, wenn die Landwirtschaft keine Ernte einholt? Natürlich können wir importieren. Aber wir werden weltweit nicht das einzige Land sein, das Nahrungsmittel aus klimatisch stabilen Zonen einkauft. Und als kleine Schweiz könnten wir bald das Nachsehen haben. Der Kampf um Nahrung folgt dem Kampf ums Wasser.

Die Schweiz ist klein und fliegt gerne unter dem Radar der Grossnationen. Diese Position hat Vor- und Nachteile. Wir können zwar viele Dienste anbieten, aber wenn wir in Konkurrenz zu Grossnationen stehen, dann wird unsere Position schwierig. Verschärft wird sie zudem, weil wir beim Ausbau der Erneuerbaren viel Zeit verloren haben. Wir haben dieses riesige Potenzial in den Zehner-Jahren vernachlässigt. Und es scheint, dass diese Nachlässigkeit gewollt war.

Dabei sind erneuerbare Energien gratis und in grosser Menge verfügbar. Wir müssen in ihre Gewinnung investieren. Dass dies heute etwas mehr kostet, ist dem Umstand geschuldet, dass wir von vergangenen Investitionen in die Elektrifizierung der Schweiz profitieren. Diese fand in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts statt und ist bis heute nicht erneuert worden. Damit wir den Klimaschutz und die Wende weg von fossilen Brennstoffen schaffen, sind dringend die PV-Anlagen auszubauen.
Die im Sommer erzeugte Solar-Energie ist für den Winter zu speichern. Unsere Stauseen sind bereits ein Reservoir, das bei genügend Regen den Winterbedarf abdeckt. Dennoch ist es nötig, die Sommerenergie zu speichern und im Winter als Bandenergie einzuspeisen. Als Energieträger kommen chemische Stoffe und physische Speicher in Frage. Bei Batterien ist deren Kapazität abhängig von der Anzahl und der Bauweise. Idealer sind chemische Speicher wie Wasserstoff oder Methan bzw. Methanol. Dazu wird Wasser oder CO2 als Ausgangsstoff benötigt. Methanol ist flüssig und transportierbar. Es braucht keinen Druckbehälter und hat eine ansprechende Energieleistung pro Kubikmeter.
Das Netz der erneuerbaren Energien ist kleinräumig auszubauen, wobei Genossenschaften und Kleinunternehmen die Region beliefern. So müsste das Netz an Hochspannungsleitungen nicht erweitert werden. Und Speicherkapazitäten wären auch zu planen. Ausserdem sind regionale Stromlieferanten weniger den grossen Preisschwankungen ausgesetzt. 

«Wenn alles so bleibt wie bisher, dann bleibt bald nichts mehr wie bisher», sagt Balthasar Glättli, Präsident Grüne Schweiz, mahnend. Damit die Klimakrise nicht zur Klimakatastrophe wird, braucht es jetzt griffige Massnahmen.

Bei dieser Stelle noch ein Wort zur Weltlage. Der Krieg in Israel ist dramatisch und ein Schock für viele. Dabei darf nicht vergessen werden, dass der Krieg in der Ukraine andauert. Weltpolitisch profitiert Russland von der Attacke der Hisbollah, da die Aufmerksamkeit nach Israel geht. Eine Schwächung der Ukraine mangels Waffen – aus anderen Staaten – wäre ein massiver Vorteil für Russland und eine voraussehbare Gefahr für Europa. Die Unterstützung der Ukraine ist völkerrechtlich sehr wichtig.

Thomas Feer, Präsident Grüne Weinland
Stammheim, Nationalratskandidat