22/07: Bedenken bleiben

27. Juli 2022

AZ-Forum-Beitrag von Thomas Feer, Präsident Grüne Weinland, Stammheim

 

Die Nagra präsentiert im September ihren Standort für das Tiefenlager. Seit mehr als zehn Jahren versuchen die Regionalkonferenz, ihre Fachgruppen und interessierte Kreise das Ausmass und die Folgen für unsere Region zu verstehen. Auch nach vielen Sitzungsstunden kann die Region nicht im Detail sagen, was auf sie zukommt.

Falls die Nagra das Weinland demnächst auserwählt, dann wird sich unsere Region deutlich verändern. In 20 Jahren wird ein Industrieareal mit einer Fläche von mindestens 20 ha entstehen. Dazu gehören Strassen, Parkplätze, Eisenbahngeleise, Betriebsgebäude, und Einrichtungen für den Bau der Zugangsstollen 

Obwohl die Nagra seit 2011 in der zweiten und dritten Etappe regelmässig informierte, bleiben die Festlegungen bezüglich der Bauten vage. Bis heute ist offen, ob eine Rampe oder ein Schacht als Zugang zum Lager die radioaktiven Abfälle gewählt wird. Auf ihren Präsentationen zeigte die Nagra wenig sichtbare Schachtköpfe in Wäldern. Diese Wälder fehlen bei den Schachtköpfen um Marthalen. Bereits fordern die Gemeinden Aufforstungen, damit der Sichtschutz tatsächlich existiert, wenn dann gebaut wird.

Zum Untergrund hat die Nagra viele Daten erhoben. Beeindruckend sind die digitalen Visualisierungen – was errechnete Bilder sind. Wichtig sind reale Funde. Einige Bohrkerne hat die Nagra in Windisch ausgestellt, wobei die schönsten Funde gerne hervorgehoben werden. Das Gesamtbild ist für eine wissenschaftliche Aussage wichtig. Einzelfälle, die wichtige Belege sein können, müssen das Gesamtbild stützen. Ich konnte in Windisch Bohrkerne von Trüllikon sehen, die Risse zeigen (s. Bild). Auf die Frage, wie diese zu erklären seien, wird die Entspannung im Felsen als Grund genannt. Was bewirken Spannungsbrüche, wenn ein Tunnel gebohrt wird? Wird der Opalinuston dadurch tief gebrochen und brüchig?

Eine kritische und fachkundige Begleitung ist auch nach dem Standortentscheid der Nagra dringend notwendig, um saubere Prozesse für ein möglichst sicheres Lager zu gewährleisten. 

Ein kritisches Auge ist nötig, denn vor gut zwanzig Jahren, hätte die Nagra bereits Benken als Standort gewählt. Der Sachplan evaluierte sechs Regionen, woraus die Nagra schliesslich Jura-Ost und Zürich Nordost erkor. Auf Drängen des Kantons Zürich und des ENSI musste die Nagra Nördlich Lägern erneut in den Prozess aufnehmen. Dank fähigen und umsichtigen Kreisen wird die Ausgangslage verbessert. Wir brauchen diese Kräfte in den kommenden Jahrzehnten!

 

 

Leicht sichtbare Entspannungsrisse im Opalinuston (Bohrung Trüllikon). Foto Thomas Feer, Windisch, 17.03.2022